Circle of l!fe an der Maria-Ward-Realschule Deggendorf
Manch eine schaut etwas ungläubig, als ihr eine Farbspraydose in die Hand gedrückt wird. Doch nach ersten zaghaften Versuchen färbt sich die weiße Wand immer schneller bunt, die Sprayerinnen werden mutiger, wechseln rasant die Farben und pflastern die Wand mit ihren Graffitys. Bunte Bilder entstehen, Namenskürzel, Symbole, Smileys, alles ist voller Farben, von der weißen Wand ist bald nichts mehr zu sehen.
Doch hier wird nichts Verbotenes getan, im Gegenteil: Die Schülerinnen sprayen an der Schule! Sie nehmen teil an einem Projekt, das sich „circle of l!fe“ nennt und das beim Katholikentag 2014 in Regensburg für großes Aufsehen sorgte. Es handelt sich dabei um ein Konzept, das die jungen Menschen anhand von vier Stationen in die Tiefe der eigenen Persönlichkeit, in die Tiefe des Lebens abtauchen und gestärkt wieder daraus hervor gehen lässt. Vom 21. – 23.4. war der „circle of l!fe“ bei uns zu Gast an der Schule und alle Mädchen der 7. bis 10. Klassen konnten ihn durchlaufen. Anja Stelzer von der Katholischen Jugendstelle und Lehrer Jürgen Steinkirchner begleiteten sie dabei.
An der ersten Station“ life under construction“ sollten die Mädchen ihr Leben als Baustelle begreifen und sich mit Fragen beschäftigen wie „Wo stehst du mit deinem Leben? Wo willst du hin?“ Und sie sollten ihre Antwort auf diese Frage kreativ ausdrücken, indem sie Graffity sprühten. Manch eine nutze auch die Möglichkeit der „Post-it-Wand“ und schrieb auf kleine Zettel die wichtigen Dinge oder Erkenntnisse des Lebens. Hier spiegelte sich eine enorme Bandbreite von z.B. „Nutella“ bis hin zu „life is not finding yourself, life ist creating yourself!“.
An der zweiten Station „waters of life“ in der Hauskapelle der Schule sollten die Schülerinnen auf die Suche nach ihren Kraftquellen gehen. In dem durch Rauchschwaden noch mystischer wirkenden Raum konnte man zu meditativer Musik zu sich selber finden und den eigenen Quellen des Lebens nachspüren. Als Symbol für diese Quellen konnte eine Schwimmkerze in kleinen Wasserbassins entzündet werden.
In die Tiefe des eigenen Lebens stiegen die Schülerinnen dann an der dritten Station „deep life“ hinab. Die Theaterbühne der Schule war mit weißen Stoffen ausgekleidet und mit rotem Licht bestrahlt, im Hintergrund hörte man den ruhigen Rhythmus eines Herzens schlagen. Hier konnte man wirklich zur Ruhe kommen, ins eigene Herz hinabsteigen. Und dabei sollten sich die Mädchen auf die Suche nach den Dingen oder Personen machen, an den das eigene Herz hängt.
Mit diesen Erkenntnissen gestärkt machten sich die Schülerinnen auf zur vierten Station im „Chill-Raum“ der Schule. Hier lag das „book of life“ aus, das Buch des Lebens. Darin konnte man den eigenen Namen eintragen und erfahren, dass man von einer Person getragen wird, die über der menschlichen Welt steht: Gott!
Durchweg begeistert reagierten die Schülerinnen auf diesen „etwas anderen“ Unterricht, besonders der „Herzraum“ fand Anklang. „Da kann man richtig gut runterkommen, das beruhigt so!“, so lautet das Statement eines Mädchens. Es wurde sogar der Vorschlag gemacht, den zukünftigen Meditationsraum der Schule auch als so einen „Herzraum“ zu gestalten.